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Die Entwicklung vom Dorf zum Kurort

Gründung und Kloster

Wörishofen wird im Jahr 1067 erstmals  erwähnt. Zwischen 1300 und 1400 werden 600 Einwohner gezählt. Der 30jährige Krieg (1618-48) und die Pest (1628/29) rotteten fast die gesamte Einwohnerschaft aus. Einhundert Jahre brauchte es, bis sich der Ort erholt hat. Im Jahr 1717 beschloss das Augsburger Katharinenkloster auf dem Besitz in Wörishofen ein Zweigkloster aufzubauen. Im Oktober  1721 fand der erste Gottesdienst im Kloster statt. Zwei Jahre später weihte Bischof Johann Jakob von Mayr die Klosterkirche. 1802 endete schon wieder die Herrschaft des Klosters, in dem 20 Laien- und Ordensschwestern wirkten. Sechs Ordensschwestern blieben im Kloster. 40 Jahre später genehmigte König Ludwig I. die Wiedererrichtung der Klöster in Bayern. Doch die wenigen Schwestern benötigten jemanden zum Wiederaufbau. Am 2. Mai 1855 schickte der Augsburger Bischof Johann Peter von Richarz Pfarrer Kneipp nach Wörishofen. Als junger Kaplan hat er an seinen ersten Stellen schon für Unruhe gesorgt, da er neben seinen seelsorgerischen Aufgaben mit unorthodoxen Methoden Kranken half - zum Unmut der örtlichen Mediziner und Apotheker.

Zu Beginn von Kneipp

Da es vornehmlich um den Aufbau bzw. die Weiterentwicklung des Klosters ging, kümmerte sich Kneipp um die Weiterentwicklung der Landwirtschaft. Er führte moderne Viehzuchtmethoden und Bodenbearbeitungen ein. Als er nach Wörishofen kam, hatte der Ort rund 1030 Einwohner und 183 Häuser. Diese Einwohnerzahl ändert sich lange nicht. Noch 1881 werden nur 1000 Einwohner gezählt. 1890 sind es auch noch nicht viel mehr Häuser: 185 Wohnhäuser mit 350 Fremdenzimmern und 472 Betten. In diesem Jahr fällt der Beschluß zum Bau des Kurhauses Sebastianeum. 1896 werden das Kinderasyl und das Kneippianum fertiggestellt. Alle drei Einrichtungen werden von ihm als Stiftungen gegründet.

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1891 sprachen 14.094 Hilfesuchende bei ihm vor, 1895 wurden in einem Monat bereits 1970 gezählt. Im Jahr 1896 nahm die damals schon elektrifizierte Bahnstrecke Türkheim - Wörishofen - ihren Betrieb auf, was den Weg zur Kur nach Wörishofen ernorm erleichterte.

 

Die Eisenbahngesellschaft errichtete auch um 1900 das erste Elektrizitätswerk in Wörishofen, obwohl Strom damals ein Luxusgut war.

Die Zeit nach Kneipp

​Im Jahr 1913 kamen knapp 14.000 Gäste in Wörishofen an. Vom bäuerlichen Dorf entwickelte sich die Kommune zu einem Kurort. Die Einwohnerzahl hatte sich gegenüber 1870 verdoppelt. Nach dem durch den 1. Weltkrieg bedingtem Rückgang der Kur, nahm ab 1920 das Kurwesen wieder zu. Seit 1897 gab es 125 Neu- und 336 Umbauten auf dem Gemeindegebiet, die 12 Millionen Mark ausmachten. 1949 erhielt die Gemeinde Stadtrecht.

Von 1950-66 stieg die Einwohnerzahl um über 2.000. In dieser Zeit entstanden auch im innereren Kern der Kommune Neubauviertel, Hotels und Kuranlagen. Im Dominikanerkloster wurde 1986 das Sebastian-Kneipp-Museum eröffnet. Die Stadt hat heute, im Jahr 2018, bedingt auch durch Eingemeindungen, eine Einwohnerzahl von rund 16.000 erreicht.

 

Die Kur, das Kurwesen, hat sich durch diverse Gesundheitsreformen in Deutschland sehr gewandelt - und mit diesem Wandel vollzog sich auch ein quantitativer Wechsel der Kurgastzahlen. Kamen 1996 nur knapp 75.000 Kurende nach Wörishofen, übernachteten jedoch knapp 1.2 Millionen mal, so kamen 2016 rund 148.000 Gäste, blieben aber nur für rund 700.000 Übernachtungen. Die Entwicklung zeigt sich auch im sogenannten Bettenindex, der seit 1970 von 100 Prozent auf 64 Prozent sank. D.h. von 263 Betrieben mit 6644 Betten, waren es 2016 nur noch 135 mit 4282.  Das Gros der innerdeutschen Gäste kommt aus Bayern, Baden-Würtemberg und NRW. 12 Prozent kommen aus dem Ausland, wobei hier Österreich und die Schweiz rund 90 Prozent ausmachen, ein deutlicher Unterschied zu 1913, damals kamen 40 Prozent aus dem Ausland.

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